ELTERN HÖRGESCHÄDIGTER KINDER e.V.UNNA
ELTERN HÖRGESCHÄDIGTER KINDER e.V.UNNA

Hörgeräte

Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Hörgerätetypen unterschiedlichster Ausführung und Arbeitsweise, deren Vor- und Nachteile für Laien nicht unmittelbar erkennbar sind. Trotzdem ist ein Grundverständnis der technischen Aspekte hilfreich, um die Qualität der verordneten Geräte besser einschätzen zu können. Der nachfolgende Überblick soll hier eine kleine Hilfe sein.

 

Volldigitale Hörgeräte   

Die Geräte arbeiten digital und werden digital eingestellt. Eine auf das Mikrophon treffende Schallwelle wird vom nachgeschalteten Analog-Digital-Wandler in eine Zahlenfolge zerlegt, die Signale werden digitalisiert. Diese digitalisierten Signale werden dann entsprechend dem Hörverlust aufbereitet (verstärkt, gefiltert, komprimiert, sprachgewichtet) und dann vor dem Hörer durch einen Digital-Analog-Wandler wieder hörbar gemacht. Die Rechenleistung des Hörgerätes entspricht dabei der eines PC mit Intel III Chip.

Mittlerweile gibt es einige volldigitale Geräte für hochgradig schwerhörige Kinder auf dem Markt. Die Kosten je Gerät können bis 2200 Euro betragen. Es gibt aber auch zuzahlungsfreie volldigitale Hörgeräte.

 

Auf diesem Sektor der Hörgerätetechnologie gibt es gerade eine große Weiterentwicklung. Bislang war die Rückkopplung (Pfeifen) die Obergrenze der akustischen Verstärkung. Mittlerweile ist es möglich, die für die Sprachaufnahme nötigen hohen Frequenzen in tiefere Frequenzen zu transponieren und dort für Schwerhörige deutlich wahrnehmbar zu verstärken. Diese Entwicklung hat die Tür zu einer völlig neuen Hörgerätegeneration aufgestoßen. Die Rückkopplung fällt damit praktisch weg.

 

Vorteile:

Maximale individuelle Einstellmöglichkeiten. Die Geräte sind für besondere akustische Situationen geeignet (z.B. Hören in geräuschvoller Umgebung). Momentan modernste Schaltungstechnik, die Entwicklung wird in diese Richtung gehen.

Nachteile:

Eventuell nicht eindeutig auditiv bessere Wahrnehmung (bei hochgradig Schwerhörigen!). Optimale Einstellung erfordert viel Feedback vom Träger, bei sehr kleinen Kindern unter Umständen sehr schwierig. Das Klangempfinden wird von manchen Trägern als gewöhnungsbedürftig bezeichnet.  Hoher Preis (zurzeit werden die Kosten für digitale Hörgeräte von den Krankenkassen nur in Ausnahmefällen in voller Höhe übernommen, in der Regel wird nur der Festsatz erstattet) und hohe Reparaturkosten (ein Verstärker kostet ca. 1000 Euro).

 

Analoge Hörgeräte   

Schallwellen (Sinuswellen), die auf das Mikrophon des Hörgerätes treffen, werden auf einen Verstärker mit mehreren Stufen geleitet. Je nach Schaltungstechnik des Gerätes erfolgt unter Umständen eine Aufteilung des Signals in eine positive und negative Halbwelle. Beide Halbwellen werden separat verstärkt und kurz vor dem Hörer wieder zusammengeführt. Es wird die gesamte Schallwelle (Sinuswelle) verarbeitet, wobei der Grad dieser reinen Spannungsverstärkung manuell einstellbar ist.

Analoge Geräte sind praktisch für alle Arten von Schwerhörigkeit einsetzbar, spielen bei der Versorgung von Kinder aber de facto keine Rolle mehr.

 

Analoge, digital programmierbare Hörgeräte  
Die Arbeitsweise ist identisch wie bei analogen Geräten, lediglich die Einstellung erfolgt mittels eines PC. Die Frequenz- und Dynamikparameter werden digital eingestellt. Es gibt einkanalige Geräte (Hoch- und Tiefton werden in einem Kanal verarbeitet) und mehrkanalige Geräte (Trennung von Hoch- und Tieftonbereich in 2 Kanäle, die unabhängig von einander verstärkt oder komprimiert werden).

Analoge, digital programmierbare Geräte sind praktisch für alle Arten von Schwerhörigkeit einsetzbar. Die Kosten je Gerät können bis ca. 1500 Euro betragen.

Vorteile:

Bezogen auf den individuellen Hörverlust mehr Einstellmöglichkeiten (z.B. bis zu 4 Klangblenden statt 2 bei analogen Geräten, mehrere Regelungs- und Begrenzungssysteme statt nur 1 Regelung oder 1 Systembegrenzung bei analogen Geräten). Moderne Schaltungstechnik, die auch weiterentwickelt wird. 2-Kanaltechnik. Die meisten Geräte haben eine Class D-Endstufe, das Signal wird verzerrungsärmer. Preis-/Leistungsverhältnis immer noch akzeptabel.



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© J.Friedrich